Als die Maschine zur Landung ansetzte, waren wir doch ein ganz klein wenig froh; 12 Stunden Flug in der Touristenklasse sind eben doch kein Zuckerschlecken. Im Flugzeug hatten wir auch unseren Reisebegleiter kennengelernt und so konnte es unmittelbar nach dem Auschecken auch gleich losgehen:
Eine Besichtigung von Johannesburg stand auf dem Programm, jener Metropole im Süden Afrikas, die durch Ihre großen Minen für Gold und Diamanten bekannt geworden war. So führte uns die Tour denn auch gleich am De-Beers-Building vorbei. Das Haus ist nicht ohne Grund so gebaut worden, daß es wie ein riesiger Diamant aussieht. Aber wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten: Die Arbeiter mußten ehemals in relativ ärmlichen Unterkünften klarkommen und so entstand nach und nach SoWeTo, das South Western Township. Heute ist SoWeTo eine Stadt in der Stadt und besteht bei weitem nicht nur aus Wellblech-Hütten. Es gibt hier sogar - in bescheidenem Maße - Villenviertel. Im Apartheid-Museum konnten wir uns einen groben Überblick verschaffen, was die Rassentrennung im "alten" Südafrika eigentlich bedeutete und wie die nicht-weiße Bevölkerung darunter zu leiden hatte.
Nachdem wir uns von dem anstrengenden Flug und dem ersten Tag erholt hatten, ging es auch schon nach Pretoria, der Hauptstadt Südafrikas. Dort angekommen, konnte man nicht mehr übersehen, daß hier gerade (im Oktober) Frühling war: Die Bäume standen in voller Blüte. Und da es hauptsächlich Jakaranda-Bäume waren, war die ganze Stadt in ein sattes Violett getaucht. Allerdings: Nicht nur die Bäume waren frühlingshaft, auch die Temperaturen und die Witterung. Wir hätten nie gedacht, daß man hier ein so naß-kaltes Wetter antreffen könnte.
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Das Wetter wollte und wollte nicht besser werden: Tief hängende Wolken und Regen brachten uns nicht wirklich in Urlaubsstimung: DAS soll nun Afrika sein? Für den nächsten Tag stand eigentlich eine "Panoramatour" auf dem Programm; die fiel aber buchstäblich ins Wasser. Zum Glück konnten wir ein wenig den Plan umstellen und begaben uns den ersten Tag in den Krüger-Nationalpark. Auch der stellte sich uns zuerst anders dar, als man ihn als naiver Europäer erwartet hätte: Eine weite Ebene mit brauner Erde und unbelaubtem Gestrüpp bot sich unseren Blicken. Kein Grün, keine offene Savanne. Ach ja: Der Winter war ja gerade erst vorbei. Nach ein paar hundert Metern hinter dem Tor zum Park sahen wir dann die erste Herde Impalas. Sie sollten nicht die letzten bleiben...
Unser Jagd-Instinkt war geweckt. Alle starrten wie gebannt aus den Fenstern des Busses, jeder wollte den anderen zuvor kommen und das nächste Tier als erster erspähen. Aber es ist gar nicht so einfach, zwischen dem ganzen Gestrüpp und dem Grau-in-Braun der Landschaft Tiere zu erkennen, die auch grau oder braun sind. Nach einer Weile fängt das Auge sich aber an, an die neue Aufgabe zu gewöhnen und wir entdeckten nach und nach die Bewohner des Parks: Vom Zebra bis zur Giraffe, vom Warzenschwein bis zum Löwen.
Durch die ersten Eindrücke aus dem Krüger-Park wieder mit dem Land versöhnt, gingen wir voller Erwartungen dann daran, die verschobene Panorama-Tour nachzuholen. Auch wenn zu Beginn des Tages das einzige Panorama, was sich uns bot, eine Waschküche aus tief hängenden Wolken, durch die wir fuhren, war, ließen wir uns nicht beirren. Und unsere Ausdauer wurde belohnt: Nach und nach besserte sich das Wetter und wir konnten denherrlichen Anblick einer durch Wasser geschaffenen Landschaft genießen: Burkes Luck Potholes und die "Berlin-Falls".
Die nächsten 2 Nächte würden wir in einer Lodge direkt am Rand des Krügerparks verbringen, hieß es in der Reisebeschreibung. Und tatsächlich: in Malelane wartete eine Anlage auf uns, die herrlich in die Natur eingebettet war; der Krügerpark nur durcheinen Fluß von uns getrennt. Beim Weg zu unserer Hütte stand dann auch gleich ein Kudu auf dem Weg, uns zu begrüßen. Den kurzen Abend verbrachten wir dann im Freien, mit direktem Blick hinüber in den Park, Flußpferde, Giraffen und Elefanten am Ufer und im Fluß beobachtend. Wir waren uns einig: Wenn es das Paradies gibt, dann HIER.
Der nächste Tag begann früh: Um 6:00 Uhr starteten wir in kleinen Jeeps zu einer idividuelleren Safari. Die Luft war still und eisig war der Fahrtwind, aber die Dinge, die wir ncoh in der Dämmerung zu sehen bekamen, entschädigte für alles: Kaum 10m von unserem Jeep entfernt nahm eine kleine Herde Elefanten ihr Frühstück ein. Die Stille wurde nur vom Klicken der Kameraverschlüsse und dem Knacken des brechenden Holzes der jungen Bäume, die es bei Elefants zum Frühstück gab, durchbrochen.
Mit dem Aufgehen der Sonne stiegen die Temperaturen dann steil an und der Himmel war zum ersten Mal tiefblau. Wir hatten also beste Bedingungen, weiter "Jagd" auf die wilde Schönheit der Flora und Fauna zu machen. Leider war uns aber auch bewußt, daß dies der letzte Tag hier sein würde, morgen würde es dann an die Küste gehen.
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An der Südküste angekommen, sollte es jedoch nicht weniger interessant und spannend weitergehen. Neben einem (zu) kurzen Besuch im Küstenregenwald des Tsitsikamma-Nationalparks konnten wir hier auch unseren ersten freilebenden Delphin entdecken. Er sollte nur der Vorbote seiner größeren Geschwister sein; in Hermanus hatten wir das unbeschreibliche Glück, vorbeiziehende Wale beobachten zu können. Außerdem kamen wir so in den Genuß, ein weiteres für Südafrika typisches Szenario zu besichtigen: Straußenfarmen. Auch wenn die Hoch-Zeit dieser Farmen vorbei zu seien scheint, es gibt immer noch genug davon. Und so lernten wir, wie man einen Vogel Strauß reitet, daß man sich auf ein Straußenei stellen kann, ohne daß es kaputt geht und vor allem, wozu die Strauße heute noch gezüchtet werden.
Schließlich kamen wir in Kapstadt an, von woaus wir zm Abschluß unserer Reise noch die Kapregion erkunden würden. Ein letztes Mal meinte das Schicksal es gut mit uns: Unser Zimmer hatte direkten Blick zu dem südafrikanischen Berg schlechthin, dem Tafelberg. Durch das große Panorama-Fenster konnte man über die halbe Stadt blicken und den Tafelberg in seiner ganzen Schönheit (mit und ohne "Tischtuch" aus Wolken) bewundern.
Daß es neben Weingütern en masse hier auch Pinguine gab, wunderte uns nun schon nicht mehr, dazu hatten wir bereits viel zu viele wunderschöne Erlebnisse in diesem Land gemacht. Voll von Eindrücken mussten wir nun jedoch einer Tatsache ins Auge sehen: Jetzt ging es zurück, zurück ins kalte, neblige Deutschland.
Nur mit einem sind wir uns sicher: Der letzte Besuch in diesem wunderschönen Land wird das nicht gewesen sein. Und das Land wird in unserem Herzen bleiben, bis wir wieder hierher zurückkehren!